Hände weg von Jungvögeln
Jungvögel und junge Säugetiere werden oftmals aus falscher Tierliebe oder Unkenntnis
eingesammelt.
Auch das Pater-Agnellus-Schneider-Tierheim in Biberach erhält zurzeit wieder Hilferufe wegen außerhalb von Nestern aufgefundener Jungvögel und anderer junger Wildtiere; manche dieser Tiere werden
direkt im Tierheim abgegeben.
Für einige der eingesammelten jungen Vögel und Säuger bedeutet das Wegnehmen vom angestammten Platz aber, dass sie trotz aller erdenklichen Hilfe nicht überleben werden.
Viele Jungvögel verlassen ihr Nest bereits bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet ist.
Obwohl sie dann recht hilflos wirken, sind sie in den seltensten Fällen von ihren Eltern verlassen. Sie werden trotzdem weiterhin von den Elterntieren versorgt und bewacht, auch ohne dass diese in
der allernächsten Umgebung sind. Zudem brauchen Jungvögel zwischen ihren ersten Flugversuchen auch immer wieder Erholung und werden dann nicht gleich – wie eigentlich erwartet – wegfliegen, wenn sich
Menschen nähern.
Werden junge Vögel außerhalb eines Nestes angetroffen, sollte zunächst geklärt werden, ob in näherer Umgebung
das zugehörige Nest zu finden ist. Der Vogel kann dann aufgegriffen und gegebenenfalls dorthin zurückgesetzt werden. Andernfalls sollte er zur Seite aus der Gefahrenzone von Fahrzeugen, Katzen und
Fußgängern gebracht und in Ruhe gelassen werden.
Im Gegensatz zu Säugern stören sich Vogeleltern nicht am menschlichen Geruch, der beim Anfassen der jungen Vögel hinterlassen wird.
Auch bei Entenküken sollte zunächst die Umgebung nach der Entenmutter abgesucht werden, sie wird sich dann in der Regel auch um ihre Kinder kümmern. Ein Einfangen ist dann am ehesten erforderlich, wenn sich eine Entenfamilie weit weg von Gewässern in bebaute Gegenden verirrt hat bzw. wenn sie sich in verkehrsreicher Umgebung befindet. Ob auch die Entenmutter auffindbar ist, sollte stets gesichert geklärt werden.
Scheinbar hilflose Jungtiere sollten in jedem Fall – wenn sie nicht verletzt erscheinen – zunächst einige Zeit
beobachtet werden und zwar so, dass sich die Tiere nicht gestört fühlen müssen. Manchmal werden Jungtiere von ihren Eltern auch mehrere Stunden alleine gelassen.
Gerade Rehe und Feldhasen lassen ihre Jungen in Wiesen oder Feldern gut getarnt zurück und suchen sie nur zum Säugen auf. Zufällig entdeckte kleine Feldhasen oder Rehkitze sind also noch lange keine
Waisenkinder. Hat man sie trotzdem angefasst und sie riechen nach Mensch, werden sie vom Muttertier oft nicht mehr angenommen.
Nur bei offensichtlich geschwächten, kranken, ausgehungerten, unterkühlten oder völlig durchnässten Jungtieren bzw. wenn sich tatsächlich kein Elterntier um die Kleinen kümmert, ist es angebracht, die Tiere in menschliche Obhut zu nehmen. Vor dem Wegnehmen der Tiere aus ihrer Umgebung kann zunächst im Tierheim angerufen und dort Rat geholt werden.
Bei erkennbar verletzten Tieren ist selbstverständlich schnelle Hilfe erforderlich.
In diesem Fall ist sicher jeder als nächstes erreichbare Tierarzt bereit zu helfen.
Vorbeugend ist es natürlich immer geboten, Vögel ungestört brüten zu lassen, d. h. sich in solcher Umgebung äußerst vorsichtig und rücksichtsvoll zu bewegen.